Trauma


Definition 

  • Fischer und Riedesser definieren Trauma in ihrem Lehrbuch der Psychotraumatologie (München, 1998, S. 79.) als:
    „[…] ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt.“
  • Das medizinische Klassifikationssystem ICD-10 und die zugehörigen diagnostischen Anleitungen beschreiben das Traumakriterium als:
    „[…] ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde (ICD-10) (z. B. Naturkatastrophe oder menschlich verursachtes schweres Unheil – man-made disaster – Kampfeinsatz, schwerer Unfall, Beobachtung des gewaltsamen Todes Anderer oder Opfersein von Folter, Terrorismus, Vergewaltigung oder anderen Verbrechen).“
  • Das amerikanischen System DSM-IV-TR sieht das Traumakriterium erfüllt, wenn die beiden folgenden Aspekte gleichzeitig vorliegen:
    (1)
    die Person erfuhr, beobachtete oder war konfrontiert mit einem oder mehreren Ereignissen, die tatsächlichen oder drohenden Tod, tatsächliche oder drohende ernsthafte Körperverletzung oder eine Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit von einem selbst oder Anderen einschloss.
    (2) die Reaktion der Person schloss starke Angst, Hilflosigkeit oder Grauen ein. Hinweis: Bei Kindern kann sich das stattdessen in Form von desorganisiertem oder agitiertem Verhalten äußern.“

Ausmaß der Traumatisierung

Das Risiko einer Traumafolgestörung und der Schweregrad der Erkrankung hängen von verschiedenen Faktoren ab.


Risiko- und Schutzfaktoren

Als Risikofaktoren stellten sich frühere Traumatisierungen (beispielsweise vorab erlebter Missbrauch in der Kindheit), ein junges Alter zum Zeitpunkt der Traumatisierung, Grad der Bildung oder Geschlecht heraus. Allerdings tragen diese Faktoren in weitaus geringerem Maße zu einer späteren Traumatisierung bei als die Ereignisfaktoren und die beeinflussenden Faktoren nach der eigentlichen Traumatisierung.


Ereignisfaktoren

Je schwerer die belastende Situation war (z. B. Schadensausmaß oder Anzahl der Toten), desto mehr vergrößert sich die Wahrscheinlichkeit eine Traumafolgestörung zu entwickeln. Außerdem ist sie bei länger andauernden Traumata (zum Beispiel wiederholte sexuelle Angriffe innerhalb der Familie) größer als bei einmaligen Traumata (zum Beispiel Eisenbahnunfall). Eine Traumatisierung, die durch ein eher kurzes und einmaliges Ereignis verursacht wurde, wird als Typ I-Trauma und ein länger anhaltendes und wiederholtes Trauma wird als Typ II-Trauma bezeichnet. Weiterhin wirkt ein von Menschen verursachtes Trauma (zum Beispiel Vergewaltigung, Folter) schlimmer als ein Trauma, das unglücksähnliche Ursachen hatte (zum Beispiel Naturkatastrophe, Autounfall). Bei kindlichem sexuellen Missbrauch fand man heraus, dass Frauen, die von ihren eigenen Vätern vergewaltigt worden waren, meist depressiver waren und dass solche, denen die Übergriffe als Zeichen von Zuneigung dargestellt wurden, stärker ausgeprägte Symptome hatten.


Persönliche Faktoren

Für die Folgewirkungen des traumatisierenden Ereignisses ist nicht nur die äußere (objektive) Intensität des erlebten Ereignisses, sondern insbesondere die innere (subjektive) Wahrnehmung wichtig. Bezüglich des Alters ergibt sich ein U-förmiger Verlauf. Sehr junge Menschen und ältere Menschen erkranken mit einer höheren Wahrscheinlichkeit. Im mittleren Alter ist die Wahrscheinlichkeit am niedrigsten.


Initiale Reaktion

Die Reaktion des Individuums noch während des traumatischen Ereignisses oder unmittelbar danach lässt nur in bedingtem Maße eine Vorhersage der Schwere der Traumafolgestörungen zu. Konnte sich der Mensch beispielsweise während einer Vergewaltigung oder während der Folter noch ein geringes Gefühl der Autonomie bewahren, so waren die Symptome weniger ausgeprägt als bei einer Kontrollgruppe, deren Mitglieder sich selber aufgegeben haben. Kommt es zur Dissoziation (Derealisations- und Depersonalisationsphänomene) noch während des traumatisierenden Ereignisses, nimmt das Trauma-Ausmaß zu.


Gesundheitsfördernde Faktoren (Ressourcen)

Die Unterstützung durch das soziale Umfeld und die Anerkennung als Opfer können einen positiven Einfluss auf den Verlauf einer posttraumatischen Belastungsstörung ausüben. Ebenso ist es hilfreich, wenn die Traumatisierten eine Möglichkeit der zwischenmenschlichen Einbettung haben und über das Erlebte kommunizieren können (Disclosure).[13] Als Kohärenzsinn wird ein von Aaron Antonovsky (1987) entwickeltes psychisches Konstrukt bezeichnet. Darunter versteht man die Fähigkeit das traumatische Ereignis geistig einordnen, verstehen und ihm einen Sinn geben zu können. Berichte von Überlebenden der Konzentrationslager weisen darauf hin, dass eine derartige aktive Geisteshaltung für die Bewältigung hilfreich war.

Symptome und Verhaltensweisen

Zu den typischen Hauptsymptomen nach Traumatisierungen gehören:

  • Immer wiederkehrende Ängste in Zusammenhang mit dem erlebten Ereignis
  • Hyperarousal (vermehrte Wut; Konzentrationsschwierigkeiten; gestiegene Wachsamkeit gegenüber Gefahrenreizen; leichte Erschreckbarkeit)
  • Auch wenn Traumatisierte innerlich ständig unruhig und schreckhaft sind, tritt äußerlich ein stark kontrollierendes Verhalten zutage (da das Trauma als ein extremer Kontrollverlust erlebt wurde)
  • emotionale Taubheit (Fähigkeit sich zu freuen, zu lieben oder zur Trauer ist eingeschränkt)
  • gedankliche Vorwegnahme des Schlimmsten, um nicht wieder überrascht zu werden, was von der Umwelt als eine nervige Art von Dauer-Pessimismus erlebt wird,
  • unverhältnismäßig heftige Reaktionen auf äußere oder innere Einflüsse (durch Trigger ausgelöst): beispielsweise Panikattacken, Angsterkrankungen, Zwangserkrankungen, Selbstverletzendes Verhalten und Abhängigkeitssyndrom können ein Merkmal einer durch ein Trauma verursachten psychischen Störung sein, ebenso wiederkehrende Albträume und dissoziative Zustände.
  • Intrusionen mit ihrer Extremform, den Flashbacks, die – durch bestimmte Schlüsselreize ausgelöst – die Erinnerung an das zurückliegende Trauma erneut wachrufen.
  • Avoidance (Vermeidenwollen von Gedanken und Gefühlen, die an das Trauma erinnern könnten; Vermeiden des Traumaortes oder nicht mehr aus dem Haus gehen; Vermeiden von schmerzhaften Erinnerungen durch Dissoziation oder durch Teilamnesien)
  • Schlüsselreize wie zum Beispiel ähnliche Gerüche, Geräusche, Bilder, Filme aber auch Jahrestage können Erinnerungen an die traumatische Situation auslösen. Diese Schlüsselreize können bis ins hohe Alter bestehen bleiben. Die Traumatisierten werden dabei hauptsächlich emotional an das Trauma erinnert (meist in Form von Ängsten). Zum Beispiel kann das Geräusch eines Silvesterknallers bei einem Menschen, der als Kind einen Bombenangriff miterlebt hat, panische Angst auslösen, auch wenn das traumatische Ereignis nicht mehr bewusst erinnert wird.

Bei vielen Menschen bilden sich diese Symptome einige Zeit nach dem traumatisierenden Ereignis zurück (Remission), und das traumatische Erlebnis kann normal in den Lebenslauf integriert werden. Bei einigen Menschen kann jedoch die psychische Gesundheit durch die Selbstheilungskräfte auch nach langer Zeit nicht wiederhergestellt werden und es kommt zur Herausbildung von möglicherweise sehr schwerwiegenden traumabedingten Folgestörungen. Diese können sich auch erst Monate oder Jahre nach dem traumatisierenden Ereignis bemerkbar machen und unter Umständen mit veränderten Hirnaktivitäten und neuroanatomischen Veränderungen einhergehen.

Traumfolgestörung

Traumafolgestörungen reichen von Leid- und Angstgefühlen bis hin zu schwerwiegenden psychischen Störungen. Die wissenschaftliche Untersuchung der Entstehung, Wirkungen und Therapiemöglichkeiten von Traumata ist eine Aufgaben der Psychotraumatologie.


Entstehung von Traumafolgestörungen

Aufgrund der Unvorhersehbarkeit der traumatisierenden Ereignisse ist es kaum möglich, die emotionalen, kognitiven und neurobiologischen Zustände der betroffenen Menschen vor und nach der Traumatisierung zu untersuchen. Folglich ist der Mechanismus, der zur Ausbildung der Traumafolgestörungen führt, weitgehend unbekannt. Außerdem zeichnet sich ab, dass Traumafolgestörungen das Ergebnis von sowohl physiologischen, psychologischen als auch sozialen Prozessen sind. Trotz dieser Schwierigkeit konnte in mehreren Studien bei Traumatisierten eine Reihe von psychischen Auffälligkeiten und neuronalen Veränderungen festgestellt werden, und es wurde versucht, auf Grundlage dieser Ergebnisse Modelle zu entwickeln, die die Ausbildung von Traumafolgestörungen erklären können.


Gedächtnismodell

Bei der Traumatisierung kommt es durch die massive Ausschüttung von Neurohormonen zu einer Fehlfunktion der Hippocampusformation, deren Aufgabe es ist, neu eintreffende Sinneseindrücke aus den unterschiedlichen Sinnesorganen zu sammeln und diese in einen autobiografischen Gesamtzusammenhang einzubetten. Aufgrund der traumatisch bedingt einsetzenden Fehlfunktion wird die räumliche und zeitliche Erfassung massiv gestört. Dadurch werden die Sinneseindrücke aus den unterschiedlichen Sinnesorganen zusammenhangslos als akustische, visuelle, olfaktorische und kinästhetische Informationsfragmente vom Patienten wahrgenommen, welche nicht „hippokampal“ („explizites Gedächtnis“ (LeDoux)) in das Bewusstsein eingespeist und gespeichert werden können, sondern „amygdaloid“ („implizites Gedächtnis“) fragmentiert bleiben. Bei einem Flashback werden diese fragmentierten Gedächtnisinhalte dann abgerufen.


Hormonelles Stress-System:

Traumatisierte Patienten zeigen im Vergleich zu Gesunden eine erhöhte Aktivität des noradrenergen Stress-Systems. Dies führt zu den Begleitsymptomen wie Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwäche, Übererregung oder Schreckhaftigkeit. Einige Studien deuten darauf hin, dass die Cortisolausschüttung erniedrigt und die Sensitivität der Glucocorticoidrezeptoren erhöht sein könnten.


Primäre psychische Störungen

Zu den häufigen psychischen Störungen nach Traumatisierungen gehören:


Anpassungsstörung

Psychische Belastungsreaktionen, welche durch Ereignisse ausgelöst werden, die nicht der medizinischen Definition des Traumas entsprechen, werden als Anpassungsstörungen diagnostiziert. Bei den Ereignissen geht es eher um den Tod eines Angehörigen oder eine belastende Scheidung. Die Anpassungsstörung liegt im Grenzbereich zwischen einer nachvollziehbaren Verstörung aufgrund eines schwierigen Lebensereignisses und einer im Patienten vorhandenen Neigung zu Depression und Ängsten.


Akute Belastungsreaktion

Bei einer Akuten Belastungsreaktion folgen die Symptome unmittelbar auf das belastende Ereignis.


Posttraumatische Belastungsstörung

Von einer Posttraumatischen Belastungsstörung spricht man, wenn die aufgetretenen Symptome über einen längeren Zeitraum als vier Wochen anhalten und sich somit ein chronischer Verlauf abzeichnet. Halten die Symptome einen weiteren Zeitraum von acht Monaten an, kann nicht mehr erwartet werden, dass die posttraumatische Belastungsstörung spontan remittiert.


Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung

Insbesondere im angloamerikanischen Raum hat sich in Zusammenhang mit Mehrfachtraumatisierungen der Begriff der Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung durchgesetzt, da diese Traumatisierungen häufig eine andere therapeutische Herangehensweise erfordern. Im deutschen Sprachraum hat sich der Begriff der Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung nicht durchgesetzt.


Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung

Mehrfachtraumatisierungen und hierdurch eventuell verursachte andauernde Veränderungen in den individuellen und interpersonellen Verhaltensmustern sind gegebenenfalls als Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung zu klassifizieren

(Hinweis: wegen der Gemeinsamkeiten werden die Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung und die Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung in Wikipedia im gleichen Artikel zusammengefasst).


Sekundäre psychische Störungen

Eine Traumatisierung erhöht das Risiko für die Entwicklung fast aller anderen psychischen Erkrankungen. Hierzu gehören:

  • Dysthymie
  • Somatoforme Störungen
  • Agoraphobie
  • Generalisierte Angststörung
  • Medikamenten- und Drogenmissbrauch
  • Nikotinabusus
  • Suizidalität

Spezifische Phobien, Zwangsstörungen und Essstörungen werden oft nicht als sekundäre psychische Störung gesehen, sondern eine Traumatisierung wird als indirekter Risikofaktor zur Ausbildung einer dieser psychischen Störungen verstanden. Auch bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung werden traumatische Ereignisse als maßgeblicher Faktor angesehen.


Weitere Folgen von Traumatisierungen

Sexualisierte Gewalt kann zu diversen Störungen der Sexualität und des Lustempfindens (sowohl in Form von Hemmung als auch Übersteigerung) führen; Folter wiederum geht später häufig mit idiopathischen Schmerzen einher.

Traumatherapie

Die Traumatherapie wendet sich an Patienten, die einem potenziell traumatisierenden Ereignis ausgesetzt waren. Diese sollen zur Ruhe kommen, mit Vertrauten über ihre Erfahrung sprechen, und sich möglichst an einen darauf spezialisierten Psychotherapeuten oder eine -therapeutin wenden. Deren Spezialisierung umfasst eine traumatherapeutische Ausbildung und die Erfahrung in der jeweiligen Therapieform.


Psychotherapeutische Behandlung

Jede große psychotherapeutische Schule hat einen eigenen Ansatz zur Behandlung traumatischer Störungen entwickelt, so z. B. Verfahren der kognitiven Verhaltenstherapie bzw. Verhaltenstherapie und psychoanalytische Verfahren. Aufgrund der durch neurophysiologischen Erkenntnisse gestützten Vermutung, dass traumatisierte Menschen eine von anderen psychologischen Störungsbildern verschiedene Dynamik und Physiologie aufweisen, haben sich auch Methoden entwickelt, die speziell der Trauma-Behandlung dienen. Die These, dass traumatisierte Menschen eine von anderen psychologischen Störungsbildern deutlich verschiedene Dynamik und Physiologie aufweisen, ist jedoch wissenschaftlich nicht ausreichend belegt.

Das Ziel der psychotherapeutischen Verfahren ist, zu einer geordneten Verarbeitung des Traumas bzw. der Traumata zu kommen und dadurch die traumatypischen Symptome entweder zu begrenzen bzw. zu kontrollieren oder aufzulösen. Die verschiedenen Methoden können einander ergänzend als multidimensionale Ansätze für ein multidimensionales Geschehen gesehen werden. Hilfe zur Integration der verschiedenen Ansätze verspricht die neuerdings gewonnene Fülle an neurophysiologischen Erkenntnissen über Traumatisierung.


Psychoanalytische Verfahren

In der Psychoanalyse wird vor allem die unbewusste Wirkung von Traumatisierungen untersucht und zu behandeln versucht. Die Psychoanalyse versteht unter einer Übertragung, dass der Patient unbewusst seine eigenen früheren Erfahrungen mit seinen Bezugspersonen auf den Analytiker in Form von Fixierungen und Wiederholungen überträgt. Letztere aktualisieren sich in der therapeutischen Beziehung als „Übertragungsneurose“ und können dann durch Widerstandsanalyse und Deutung allmählich abgebaut und behandelt werden. Diese Übertragungsneurose in einer Traumatherapie gezielt zu fördern ist jedoch kontraindiziert, da durch eine neutrale Haltung des Therapeuten unbewusst die Selbstbeschuldigungstendenzen des Traumapatienten verstärkt oder die Wiederkehr belastender Erinnerungen zum Tatgeschehen gefördert werden können, was sich möglicherweise retraumatisierend auswirkt. Statt dessen besteht die Notwendigkeit eines „interaktiven Verständnisses“ der therapeutischen Beziehung. Die Beziehungsarbeit fordert vom Therapeuten flexibles Pendeln zwischen Identifikation und Distanzierung, die Gegenübertragung sei betrachtet als Interaktionsgeschehen und Verstehenshilfe für den Therapeuten. Auch sind spezielle „Fallen“ im Übertragungsgeschehen einer Traumatherapie zu beachten, wie der unbewusste „Beziehungstest des Patienten auf möglichen Missbrauch durch den Therapeuten“ etc. Ein kompetenter Umgang mit Übertragung und Gegenübertragung ist u. a. auch nötig, da Traumatherapeuten in Gefahr sind stellvertretend traumatisiert zu werden. Dies geschieht durch direkte Überflutung mit Traumamaterial bei zu großer Nähe und durch indirekte Unterwanderung des kognitiven Schutzwalles bei zu viel Distanz.


Imaginative Verfahren

Imaginative Verfahren nutzen tiefere Schichten der Psyche durch die Verwendung von inneren Bildern, traumähnlichen Verarbeitungswegen und der Arbeit mit inneren Teilen und Aspekten. Dadurch kommen sie psychisch zu einer tiefen Ebene der Verarbeitung. Beispiel für ein Imaginatives Verfahren ist die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie oder die Ego-State-Therapie.


Verhaltenstherapeutische Ansätze

Eine Verhaltenstherapie wird angewendet, um antrainierte Schutzmechanismen, die den Alltag belasten, zu umgehen und aufzulösen. Wesentliche Elemente, besonders die sogenannten Trigger, die die äußeren oder inneren Auslöser für das Trauma stellen, verketten einen Reiz mit einer unerwünschten Reaktion. Verhaltenstherapie versucht die einzelnen Elemente, die eine traumatische Reaktion hervorrufen, zu identifizieren und die Reaktion vom Reiz abzukoppeln, und somit die Auslösung der Traumasymptome zu erreichen.


Gestalttherapie

Die Gestalttherapie vermeidet eine isolierte Betrachtungsweise von Körper, Geist und Seele. Alle drei Ebenen beeinflussen sich in einem wechselseitigen Prozess und sind in der Therapie zu berücksichtigen. Weiterhin muss der Mensch innerhalb seines sozialen Umfeldes betrachtet werden. Der Kontaktgrenze zwischen Individuum und Umgebung kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da Kontaktstörungen zu sich oder zur Außenwelt nach der gestalttherapeutischen Lehre eine Unterdrückung oder Verleugnung von natürlichen Bedürfnissen zur Folge haben, was zu problematischen Verhaltens- und Erlebnisweisen führen kann. Bei einem Trauma wie beispielsweise einem sexuellen Angriff kann es sein, dass diese Kontaktgrenze nach dem Überfall vom Betroffenen gar nicht mehr gespürt wird und die klassischen Methoden der Gestalttherapie versagen, da die Selbstregulierungskräfte des Betroffenen nicht mehr aktiviert werden können. Die Gestalttherapie ist dann insofern abzuändern, dass dem Betroffenem erst einmal eine Vorstellung davon aktiv vermittelt werden muss, dass es so etwas wie Grenzen und Bedürfnisse überhaupt gibt. Ebenso sind spezielle gestalttherapeutischen Techniken vorsichtig einzusetzen, die den Ausdruck von Gefühlen wie Wut, Hass und Aggression verstärken, damit die Betroffenen diese jederzeit kontrollieren können und nicht befürchten müssen, von diesen Gefühlen überschwemmt zu werden. Ebenso können Schwierigkeiten bei der Förderung der Körperwahrnehmung auftreten, wenn Fragen die Aufmerksamkeit auf Körpersignale lenken sollen, welche mit einem traumatischen Ereignis assoziiert werden und dieses Ereignis als eine zu verheimlichende Schande erlebt wurde.


Narrative Verfahren

In traumatisierten Menschen besteht meist ein innerer Drang, die verlorenen oder isolierten Elemente des Traumas zu einer Geschichte zusammenzufügen, diese mit Sinn oder Bedeutung zu verbinden und in die persönliche Lebensgeschichte zu integrieren (vgl. Narrative Expositionstherapie). Erzählende Verfahren haben das Ziel, zu dieser zusammenhängend erzählten Geschichte zu kommen, in der es möglich ist, alle Trauma-Elemente einzubinden sodass schließlich starke Emotionen oder körperliche Reaktionen abnehmen. Mittlerweile gibt es gute empirische Evidenz für die Wirksamkeit der Narrativen Expositionstherapie bei einfachen und multiplen Traumata. Diese Therapiemethode wird auch international empfohlen (vgl. 'NICE guidelines’ – National Institute for Health and Clinical Excellence).


EMDR

Ein zentrales Element dieser Therapie ist die sogenannte „bilaterale Stimulation“. Darunter ist eine intensive Stimulation beider Hirnhälften durch Augenbewegungen, Töne oder kurze Berührungen zu verstehen. Hierdurch sollen blockierte oder unvollständig integrierte Erinnerungen gelockert und einem Verarbeitungsprozess zugeführt werden. Entwickelt wurde dieses Verfahren von Francine Shapiro, welche bei einem Spaziergang zufällig beobachtete, dass durch schnelle Augenbewegungen eine Angstreduktion stattfand und sich ihre traumatischen Erinnerungen an eine zuvor diagnostizierte Krebserkrankung veränderten. Sie entwickelte ein Verfahren, um traumatische Erinnerungen mit Hilfe von bilateralen Reizen gezielt der Verarbeitung zuzuführen. Durch die effektivere Informationsverarbeitung soll eine schnellere und tiefere Integration des traumatischen Geschehens erreicht werden.


Debriefing

Debriefing ist eine umstrittene Methode, die bei Massenereignissen genutzt wird. Die erlebte Geschichte wird im Kreise der Betroffenen wieder und wieder erzählt, bis die Erregung beim Erzählen abflacht und eine gewisse Integration stattfindet. Es ist mehr eine Soforthilfe als ein Therapieverfahren. Für Menschen, bei denen keine traumatische Informationsverarbeitungsstörung vorliegt, sondern lediglich eine hoher Streßbelastung kann das Reden über Traumatisierungen hilfreich sein und zur Entlastung führen; bei den anderen kann die Verarbeitung sogar erschwert und das Trauma durch Aktivierung weiterer Traumanetzwerke vertieft werden.


Körpertherapeutische Verfahren

Beispiele sind TRE-Übungen (ein insbesondere in Katastrophengebieten evaluiertes eigeninduziertes Muskelzittern) oder Somatic Experiencing (ein trauma- und körperorientiertes Behandlungsmodell).


Kreative Therapieverfahren

z. B. Kunsttherapie


Weitere Verfahren

z. B. mehrgenerationale Psychotraumatologie

Medikamentöse Behandlung

Bei bestimmten Störungsbildern oder ab einem bestimmten Schweregrad der Symptome ist eine medikamentöse Therapie der Traumafolgestörungen angezeigt. In diesem Fall werden neben Psychotherapie auch Psychopharmaka eingesetzt. Psychopharmaka beeinflussen das Gleichgewicht von Neurotransmittern im Gehirn und greifen dadurch in die Hirnfunktionen des Patienten ein. Durch klinische Studien konnte analysiert werden, auf welche Neurotransmittersysteme eingewirkt werden muss, um die traumabedingten Symptome zu reduzieren bzw. die Stressphysiologie zu regulieren. Da jedoch keines dieser Medikamente ursächlich wirkt, können sie eine Traumatherapie nicht ersetzen, jedoch können sie diese in manchen Fällen vorbereiten oder begleiten. Die Auswahl des jeweiligen Medikaments richtet sich nach den im Vordergrund stehenden Beschwerden. Ein vergleichbarer Erfolg der Psychopharmakotherapie, wie bei der Behandlung der Schizophrenie, konnte bisher aber nicht erzielt werden.

Kritiker bemängeln, dass die Medikamentation bei Traumapatienten oft eine hilflose Reaktion auf Krisen sei und eine anschließende Absetzung der Medikamente nach überstandener Krise meistens nicht mehr riskiert wird. (Ulrich Sachsse, Traumazentrierte Psychotherapie).


Tranquilizer

Die am häufigsten verschriebenen Tranquilizer gehören zu der Substanzklasse der Benzodiazepine. Bekannte Handelsnamen sind unter anderem Tranxilium, Alzepram. Benzodiazepine reduzieren zuverlässig Angst und können ein angenehmes Gefühl der Ruhe und Gelassenheit erzeugen. Insbesondere wirken sie auch gegen traumabedingte Übererregungssymptome wie vermehrte Reizbarkeit, Schlafstörungen sowie Schreckhaftigkeit. Dabei wirken sie nahezu sofort und haben kaum Nebenwirkungen. Ein positiver Erfolg über die Zeit der Medikamentation hinaus konnte jedoch nicht nachgewiesen werden und wird als unwahrscheinlich angesehen. Besonders zu beachten ist bei Benzodiazepinen die hohe Suchtgefahr. Bereits bei einer dauerhaften Einnahme von über sechs Wochen ist neben der seelischen Abhängigkeit eine körperliche zu befürchten. Die Tatsache, dass von vielen Ärzten trotzdem Benzodiazepine verordnet werden, beruht vermutlich unter anderem darauf, dass viele Ärzte über die Möglichkeiten der modernen Antidepressiva unzureichend informiert sind.


Antidepressiva

Als Antidepressiva werden Medikamente bezeichnet, die zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden. Die meisten Antidepressiva greifen in den Zyklus der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin ein. Ergebnisse der Grundlagenforschung lassen vermuten, dass viele traumabedingte Symptome auf eine Störung im Serotonin-Haushalt zurückzuführen sind und Antidepressiva dieses Ungleichgewicht ausgleichen können. Antidepressiva wirken stimmungsaufhellend und vermindern Ängste. Einige wirken antriebssteigernd, andere Antidepressiva sind antriebsneutral oder antriebsvermindernd. Letztere werden vor allem eingesetzt, wenn Betroffene motorisch sehr unruhig sind. Viele Präparate wirken je nach Inhaltsstoff erst nach einem Zeitraum von ein bis sechs Wochen. Man kann Antidepressiva im Wesentlichen in zwei Hauptklassen einteilen.


Trizyklische Antidepressiva

In den Anfängen der psychopharmakologischen Wirksamkeitsforschung der traumabedingten Störungen wurden Kriegsveteranen mit unterschiedlichen Medikamenten aus der Substanzgruppe der trizyklischen Antidepressiva behandelt. Es wurden unter anderem Amitryptilin und Imipramin zum Einsatz gebracht. Beide greifen am Serotonin an und führten zu einer nachweislichen Verbesserung aller symptomatischen Parameter. Desipramin, welches eher noradrenerg wirkt, konnte dagegen nicht überzeugen.


SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)

SSRIs blockieren die Wiederaufnahme von Serotonin in den Nervenzellen und sorgen dafür, dass ein Serotoninmangel ausgeglichen wird. Sie gelten als Mittel der ersten Wahl, sowohl für die Akut-, wie auch für die Langzeitbehandlung bei PTBS. Im Gegensatz zu trizyklischen Antidepressiva sind sie im Allgemeinen verträglicher und haben insbesondere keine antikolinergen Nebenwirkungen. Bezüglich der Wirksamkeit bei traumabedingten Folgestörungen liegen überzeugende Ergebnisse aus Untersuchungen mit großen Behandlungsgruppen vor. SSRIs konnten quälende Erinnerungen (Flashbacks), sowie das Vermeidungsverhalten, aber auch die Überaktivierung reduzieren. Hierdurch könnte ein Verarbeitungsprozess in einer Psychotherapie unterstützt oder erst ermöglicht werden. Wirksamkeitsnachweise wurden für Fluoxetin (20–80 mg), Paroxetin (20–50 mg) und Sertralin (50–200 mg, mittlere Dosen zwischen 100–150 mg) erbracht. Eine Symptomreduktion trat meist nach zwei bis vier Wochen ein. In Deutschland ist nur der Wirkstoff Paroxetin für die Behandlung von PTBS-Patienten zugelassen.


Andere Antidepressiva

Für Mirtazapin, Bupropion und Trazodon existieren kleinere Studien. Es konnte ein vergleichbarer Effekt wie bei Sertralin nachgewiesen werden.


Neuroleptika

Neuroleptika greifen in die synaptische Erregungsübertragung des Gehirns ein indem sie die Übertragung des Neurotransmitters Dopamin hemmen, so dass dieser die postsynaptischen Rezeptoren nicht mehr aktivieren kann. Dadurch wirken sie teilweise beruhigend und sind zum Abbau psychotischer Zustände aller Art geeignet. Zusätzlich können Neuroleptika mit Rezeptoren für Serotonin, Acetylcholin, Histamin und Noradrenalin interagieren. Als herkömmliche (typische) Neuroleptika werden Neuroleptika bezeichnet, welche auf die sogenannte Positiv-Symptomatik der Schizophrenie (zum Beispiel Halluzinationen, Wahnvorstellungen) wirken. Neuere (atypische) Neuroleptika verringern zum Teil auch die sogenannten Negativ-Symptome der Schizophrenie (unter anderem Antriebsverminderung und Konzentrationsstörungen). Atypische Neuroleptika wie beispielsweise Olanzapin, Quetiapin und Risperidon wurden bei Traumapatienten mit psychotischer Symptomatik (z. B. wahnhafte Störungen) oder bei nicht genügender Wirksamkeit der SSRI eingesetzt. Erfolge konnten erzielt werden, allerdings fehlen bisher randomisierte und kontrollierte Studien.

Auswirkungen auf das Leben

Die Auswirkungen von Traumata beeinflussen oft in starkem Maß das Leben der Betroffenen. Traumatisierte Menschen wechseln häufig zwischen dem Vermeiden von Erinnerungen an die seelische Verletzung und ihre Folgen (bis hin zu Trance-ähnlichen Zuständen bzw. Dissoziationen) auf der einen und dem plötzlichen „Überfallenwerden“ durch Erinnerungen (sogenannte Flashbacks) auf der anderen Seite. Diese treten oft in Form einzelner Bilder, Gefühle, Gerüche in das Bewusstsein oder bestimmte auslösende, an das Trauma erinnernde Faktoren (Schlüsselreize = „Trigger“) lösen Gefühle und Angstreaktionen aus, oft ohne dass der oder die Betroffene dies auf das Trauma zurückzuführen vermag.

Das kann sogar dazu führen, dass anderen Menschen zum Beispiel medizinisch notwendige Hilfe verweigert wird, weil die Traumabetroffenen dies als Störfall in ihrem geregelten Ablauf empfinden und die Situation schlicht ignorieren, sie als nicht existent betrachten (= verleugnen), um sich Normalität zu suggerieren. Dieses Verhalten steuert das Unterbewusstsein und ist eine zum Teil über Jahre hinweg automatisch antrainierte Schutzreaktion, um erneute Traumatisierungen zu vermeiden. Ein weiteres Problem für die erkrankten Menschen ist das Gefühl, in ihrer Rolle verhaftet zu sein, das gleichermaßen im sozialen Umfeld untermauert wird.

Obwohl das traumatisierende Erlebnis in seiner Wirkung von einer gewissen Stärke gewesen sein muss und einen bleibenden, nachhaltigen Eindruck bei der betroffenen Person hinterlassen hat, kann es sein, dass sich die Person dessen weder im Zeitpunkt des Erlebens noch später bewusst ist. Weiterhin kann es sein, dass das Erlebnis dauerhaft oder über lange Zeit gänzlich vergessen / verdrängen wird, ohne die eigene schwere Kränkung bzw. seelische Verletzung gegenwärtig wahrzunehmen.

Spezielle Traumatisierungen

Kriegstraumata und Kriegstraumakinder

Traumatisierungen durch Kriegserlebnisse (Kriegstraumata) stellen das zweithöchste Risiko dar, eine posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln. Neben den direkten Kriegseinwirkungen (z. B. Bombardierung, körperliche Verletzungen) tragen insbesondere auch die Folgeerscheinungen des Krieges (z. B. Trennungen von Familien und Bezugspersonen, Heimatverlust, Mangelernährung, Armutsverfall) zur Ausbildung von traumabedingten Folgestörungen bei. Neben Soldaten im Fronteinsatz stellen insbesondere Kinder aufgrund ihrer altersbedingten höheren Vulnerabilität eine Risikogruppe bezüglich der Ausbildung traumabedingter Folgestörungen dar. Allerdings finden die Bedürfnisse und Nöte der Kinder in den Kriegswirren oft keine Beachtung, da die Aufmerksamkeit bei der Einsatzfähigkeit der Soldaten und deren Symptomatik liegt. Die Langzeitfolgen von Kriegstraumatisierungen in der Kindheit können sich auch erst ab dem 60. Lebensjahr als PTBS-Spätmanifestation zeigen, wenn der Alterungsprozess zusätzliche Belastungen (z. B. Berentung, Kinder verlassen das Haus, Tod des Lebenspartners) mit sich bringt. Noch im 21. Jahrhundert wird Psychotherapie für Kriegstraumakinder des Zweiten Weltkriegs gesucht und angeboten. Selbst auf die Nachfolgegeneration vererbte Kriegstraumata wurden festgestellt.


Traumatisierung von Kindern in Krankenhäusern

Als in den 1970er und 1980er Jahren Kleinkinder in den Krankenhäusern nicht von ihren Eltern besucht werden durften, kam es bei vielen Kleinkindern und Säuglingen zu solchen Verlassenheitstraumata mit Sofort- und Spätfolgen: Die Kinder erkannten zum Teil ihre Eltern nicht wieder, ließen sich nicht mehr so tief auf Beziehungen ein oder klammerten verstärkt (siehe auch: Hospitalismus). Im Erwachsenenalter kann es dann zu unverhältnismäßig starken emotionalen Reaktionen kommen, wenn eine wichtige Bezugsperson weggeht. Kommt es nach einem Verlust zu einem erneuten Verlust einer wichtigen Bezugsperson, wird meist das erste Verlassenheitstrauma reaktiviert.


Kindesmisshandlung

Traumatisierungen im Kindesalter können unter anderem durch körperliche Gewalt, sexuellen Missbrauch mit und ohne Penetration, aber auch durch körperliche Vernachlässigung oder emotionalen Missbrauch verursacht werden. Die Schädlichkeit der beiden letzten Misshandlungensformen finden in der Gesellschaft oft keine ausreichende Beachtung. Durch Tierexperimente konnte gezeigt werden, dass durch das emotionale Erleben in den ersten Lebensjahren strukturelle neuronale Veränderungen (Verschaltungsmuster in den präfrontal-limbische Schaltkreise) im Gehirn verursacht werden, die lebenslang erhalten bleiben. Gewalttätige Traumata in der Kindheit und Jugend – egal ob einmalig oder längerandauernd – führen oft zu tiefgreifenden Störungen in der Persönlichkeit der Opfer, die über die Symptomatik allgemeiner posttraumatischer Erkrankungen hinausgehen. Kindheitstraumata erhöhen lebenslang die Risiken für körperliche oder/und psychische Erkrankungen. Bei langandauerndem Aufwachsen in einem gewaltgeprägten familiären oder sozialen Umfeld wirkt sich die Traumatisierung zudem in Form erzieherischer Prägung aus, die sich später in einer spezifisch geformten Denk-, Fühl-, Handlungs-, Kommunikations- und Wertestruktur niederschlägt. Da im Erwachsenenalter die Persönlichkeit gefestigter ist, braucht es hier stärkere Traumatisierungen, um die gleichen Auswirkungen auf die Persönlichkeitsstruktur zu haben; Erwachsene können aber prinzipiell alle Folgen wie auch Kinder und Jugendliche erleiden.


Trauma und Bindung

Kinder, welche von Bezugspersonen traumatisiert wurden, zeigen eine gehäufte unsichere und desorganisierte Bindung. Ähnliche Verhaltensweisen zeigten aber auch Kinder, wenn deren Bindungspersonen traumatische Erfahrungen nicht verarbeitet hatten. Die Bindungsforschung beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Traumatisierung der Eltern und einer Bindungsunsicherheit von Kleinkindern. Wegen dieser transgenerationalen Weitergabe von Traumata ist es wichtig, bei Untersuchungen von Kindern mit Bindungsstörungen (z. B. „Secure base distortion“) eine Zwei-Generationen-Perspektive einzunehmen. Bei Kinder von traumatisierten Müttern, bei denen eine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert wurde, ist eine generationenübergreifende Weitergabe von Traumaerfahrung zu beachten.