Heimkinder

Es gibt Einrichtungen wo Kinder aufgenommen werden können oder müssen, weil sie sonst auf der Straße leben würden.

Ich rede von Kinderheimen, Einrichtungen für Kinder in Not, in Not?

Kinderheime sind eine sinnvolle Einrichtung, haben aber zum Teil einen schlechten Ruf oder Ansehen.

Viele der Kinder die dort leben, sind im Heim untergebracht aus Not, weil die Eltern evtl. durch einen Unfall ums Leben gekommen sind, und keine anderen Verwandten da sind.

Dafür sind diese Einrichtungen als Notaufnahme Sinnvoll, sollten aber nicht als Lebenseinrichtung dienen.

Oft werden Kinder dort aufgenommen weil sie aus schlimmen Familien oder deren Umfeldern kommen.

In der Gesellschaft wird oft gesagt, wenn ein Jugendlicher Kriminell wird, und man hört das er aus einem Heim kommt, ist ja klar so was war vorher zu sehen, die sind dort alle so.

Dass es aber eine Statistik aussagt dass mehr Kriminelle nicht aus Heimen kommen, interessiert niemand, denn Heimkinder sind  in der Gesellschaft unten durch.

Warum ein Kind ins Heim kam möchte niemand wissen, auch nicht wie es den Kindern dort so geht.

Heimkinder haben es gut, ein Dach über dem Kopf, Essen und Kleidung und auch Freunde, ist doch schön, was wollen die mehr sagt die Gesellschaft und fügt hinzu, und das auf unsere Kosten.


Ich kann nicht sagen wie es heute in den Heimen ist, kann nur von früher berichten, wo ich selbst als Kind dort leben musste.

In meiner Kindheit war ich öfter in Heimen, in verschieden im Laufe meiner Kindheit, zusammen mit meinen Geschwistern später auch alleine, weil ich der jüngste war.

In verschiedenen Heimen, klar aber nicht was jetzt gedacht wird oh ein schlimmer Finger, nein weil wir öfter Umgezogen sind.

Ins Heim kam ich damals weil meine alleinerziehende Mutter, öfter Krank war oder zur Kur musste.


Für ein Kind in der damaligen Zeit ca. 40 Jahre ist das her, war ein Heimaufenthalt nicht immer nur Urlaub.

Was meine Person angeht war es kein Urlaub, oft hatten wir Nonnen als Erzieher, also Frauen die normalerweise keine eigenen Kinder haben und deshalb nicht mit den Mütterlichen Gefühlen ausgestattet sind.

Bei uns gab es noch die (gute alte) Zucht & Ordnungsregelung.

Schläge und Misshandlungen standen auf dem Tagesplan, auch nachts vor der Tür um Flur zu stehen, war solch eine Art der Bestrafung wenn wir mal ungehorsam waren oder einige von uns

evtl. mal in die Hose gemacht haben.

Viele von uns ist dies passiert, weil wir Angst hatten, zu spät zum Unterricht zu kommen oder unsere Arbeit sonst nicht fertig bekommen würden, wenn wir auf Klo gehen würden.


Wie Arbeit?

Wir mussten auf dem Kartoffelfeld oder im Gemüsegarten helfen.


Eine freie Freizeit Gestaltung wie es die meisten Kinder haben, die nicht im Heim Leben gab es sehr wenig.

Das es Regeln geben muss ist klar, haben wir alle bei uns zu Hause so soll es auch sein, denn nur mit Regeln kann das Leben auch einfacher und Lebenswerter sein.


Ich als Heimkind habe bis heute an der Erfahrung als Heimkind zu leiden, schlechte Erinnerungen,

üble Träume und auch Ängste trage ich mein Leben lang mit mir herum.


Ich wurde aber nie Kriminell, habe die Schule besucht und abgeschlossen, meine Ausbildung gemacht und bin immer noch in meinem  Beruf tätig.

Bin Familienvater und seit 26 Jahren mit der gleichen Frau verheiratet.

Möchte jetzt nicht den Eindruck erwecken das ich eine Ausnahme bin, viele von uns haben etwas aus ihrem Leben gemacht.

Wir haben gelernt aus den Fehlern die in den Heimen gemacht wurden, zu lernen und es besser zu machen, doch denn Preis haben wir teuer bezahlt.

Wir tragen heute noch Narben, sichtbare und unsichtbare. Aber gerade die unsichtbaren, sind die wo am meisten Schmerzen verursachen.

Viele von uns leiden seit ihrer Kindheit in den Heimen an Angstzuständen, Panikattacken und Depressionen.

Ich kann nur hoffen dass es den Kindern in der heutigen Zeit in den Heimen besser geht als uns damals.

Mir ist im Laufe meines Lebens aufgefallen, das unsere Gesellschaft sich wenig um Heimkinder kümmert, den es ist ein unangenehmes Thema, mit dem wir uns belasten wollen, warum dafür ist doch der Staat zuständig, wir haben genug mit UNS zu tun.


Genau solch eine Einstellung kann ich nicht verstehen, ich bin auch nicht der Samariter der Heilsbringer für alle Kinder in den Heimen, dennoch werde ich immer wieder etwas für Kinder in den Heimen tun, was mir möglich ist.

Wir lesen und hören fast täglich wie schlimm es Kindern in der WELT geht, in Krisengebieten oder in den armen Ländern dieser Erde.

Das ist wirklich sehr schlimm und sollte ins unserer heutigen Welt nicht vorkommen.


Doch was ist mit den Kindern HIER in Deutschland in den Heimen oder in sozial schwachen Familien?????


OH so was gibt es HIER bei uns????


Das wusste ich nicht!!!!


Genau das sind diese Ausreden wo mich als Betroffener schmerzen und die Gesellschaft gerne aufrütteln würde.


Doch alleine kann ich das das nicht tun.


Wir sehen Tag für Tag auf den Netzwerken des WWW Seiten und Beiträge die wir Posten sollen, aber Beiträge über Heimkinder in Deutschland habe ich noch keine gesehen.


WARUM??


© Thomas Klein